Primacy-Recency-Effekt schnell erklärt
Kurz gesagt: Der Primacy-Recency-Effekt ist ein psychologisches Gedächtnisphänomen. Genau genommen handelt es sich dabei um 2 unterschiedliche Effekte – den Primacy Effekt und den Recency Effekt. Diese können unter dem Begriff der seriellen Positionseffekte zusammengefasst werden.
Sie beeinflussen und verzerren unser Erinnerungsvermögen je nach der Reihenfolge, in der Merkmale, Argumente und dergleichen angeordnet werden. Beim Primacy-Recency-Effekt geht es um hirngerechte Kommunikation vom Feinsten!
Was bedeutet Primacy Effekt?
Der erste Eindruck zählt – nicht umsonst kennt man diese Redewendung nur allzu gut. Und sie ist mehr als zutreffend!
Egal ob Liebe auf den ersten Blick oder ein unsympathischer Eintritt in die Geschäftsbeziehung. Die ersten Eindrücke sitzen tief und lassen sich nicht ohne weiteres verändern, wie uns der Psychologe Luchins und andere Wissenschaftler bereits im letzten Jahrhundert bewiesen.
Was bedeutet Recency Effekt?
Der Recency Effekt offenbart die Tatsache, dass wir auch dem letzten Eindruck ein Übermaß an Bedeutung zuweisen. Denk nur an die Kino-Welt:
Die Hauptfigur ist in den ersten 85 Minuten des Films ein unmoralischer Taugenichts, beeindruckt aber im großen Finale kurz vor Filmschluss durch eine große Geste und überraschenden Scharfsinn. Ob du es zugeben möchtest oder nicht: Der Großteil des Publikums findet den Charakter jetzt spitze. Es gibt ein Happy End, er ist ein Held.
Wer zum Schluss lacht, lacht eben am besten – besagt zumindest der Recency Effekt.
Wer gewinnt?
Stört dich der Widerspruch in den Aussagen der Effekte? Ist nun der erste oder der letzte Eindruck wichtiger für unser Gedächtnis?
Wenn du das Bedürfnis nach einer ganz klaren Antwort haben möchten, was ich nachvollziehen kann, dann lautet diese: Der Primacy Effekt wird häufig als der Stärkere der beiden Effekte genannt.
In der Realität kommt es allerdings ganz auf die Situation, deine Veranlagung und andere Faktoren an. Klar ist, dass beide Effekte immer einen positiveren Einfluss auf dein Erinnerungsvermögen haben als das, was „dazwischen“ passiert. Beide Phänomene sind sehr effizient.
Alltags-Beispiele für den Primacy-Recency-Effekt
Warst du je Teil eines Gesangs- oder Tanzwettbewerbs oder hast einen mitverfolgt? Dann weißt du vermutlich, dass Wettbewerber:innen die Aufführung am liebsten beginnen oder beenden. Warum? Um im Gedächtnis der Jury zu bleiben!
Gewiefte Studierende ordnen die Stichpunkte auf Ihren Lern-Karten nach dem Primacy-Recency-Effekt an. Keynote-Speaker:innen hauen dich mit dem ersten Argument vom Hocker und geben dir am Ende des Vortrags einen wichtigen und tiefgründigen Tipp mit, der dich noch wochenlang beschäftigen wird.
Und last but not least: Der Primacy-Recency-Effekt ist natürlich eine absolute Goldmine fürs Content-Marketing. Weshalb wir den Effekt nun noch einmal genauer aus Marketing-Perspektive betrachten!
Beispiel
Frank ist IT-Dienstleister. Sein Unternehmen …
- glänzt durch einen freundlichen Kunden-Service.
- bietet eine Version der Software kostenlos an.
- hat eine bekannte Auszeichnung für die sichersten IT-Lösungen in der Region gewonnen.
- wird von IT-Experten mit über 10 Jahre Branchen-Erfahrung geführt.
Es kommt natürlich ganz darauf an, was Frank in den Vordergrund stellen möchte. Aber einige Argumente ziehen einfach besser als andere.
Schön, dass Frank freundlich ist, aber dieser Claim hebt ihn nicht wirklich von der Konkurrenz ab. Eine kostenlose Software-Version? Das ist was anderes – da hüpft das Kundenherz! Dieses Argument sollte deshalb dem Primacy Effekt zufolge zuerst genannt werden und nicht irgendwo in der Listen-Mitte verloren gehen.
Und damit Frank mit einem WOW im Gedächtnis bleibt, sollte er vermutlich eher die Auszeichnung ans Ende der Liste packen. Erfahrung ist ein solides Argument, aber recht verbraucht – eine Auszeichnung ist aber eine öffentliche Leistungsanerkennung, die Frank ganz offensichtlich von anderen Unternehmen unterscheidet!
Primacy-Recency-Effekt im Content-Marketing
Den Primacy-Recency-Effekt im Content-Marketing zu nutzen, kann sehr effektiv sein, um sicherzustellen, dass deine Botschaft im Gedächtnis bleibt. Hier sind ein paar Ideen:
- Starke Anfänge und Enden: Beginne und beende deine Inhalte mit deinen wichtigsten Botschaften oder Schlüsselinformationen. Dadurch bleiben sie den Lesern eher im Gedächtnis.
- Prägnante Zusammenfassungen: Fasse am Ende deines Contents die wichtigsten Punkte noch einmal kurz zusammen. So verankern sich die Kernbotschaften zusätzlich im Gedächtnis der Leser.
- Auffällige Grafiken oder Zitate: Platziere auffällige Grafiken, Zitate oder Infografiken am Anfang und am Ende deiner Inhalte, um die Aufmerksamkeit der Leser zu gewinnen und zu behalten.
- Wiederholung von Schlüsselinformationen: Wiederhole wichtige Informationen oder Schlüsselbotschaften mehrmals im Verlauf des Contents, besonders am Anfang und am Ende, um ihre Erinnerungswahrscheinlichkeit zu erhöhen.
- Geschichten erzählen: Erzähle Geschichten, die einen starken Anfang und ein denkwürdiges Ende haben. Geschichten sind oft sehr effektiv, um den Primacy-Recency-Effekt zu nutzen, da sie emotional ansprechend sind und im Gedächtnis bleiben.
Zusammenfassung
Der Primacy-Recency-Effekt ist ein psychologisches Phänomen, das sich auf die Reihenfolge von Informationen und deren Einfluss auf unser Gedächtnis bezieht. Der Primacy Effekt betont den ersten Eindruck, während der Recency Effekt dem letzten Eindruck große Bedeutung beimisst. Beide Effekte beeinflussen, wie wir uns an Informationen erinnern.
Im Content-Marketing kann der Primacy-Recency-Effekt genutzt werden, um sicherzustellen, dass wichtige Botschaften im Gedächtnis bleiben. Einige Tipps dazu sind:
- Beginne und ende deine Inhalte mit den wichtigsten Informationen,
- fasse Schlüsselpunkte am Ende zusammen,
- verwende auffällige Grafiken oder Zitate und
- wiederhole wichtige Informationen mehrmals.
- Geschichten mit einem starken Anfang und Ende sind ebenfalls effektiv, um den Effekt zu nutzen.