Inhalt

    Das Baader-Meinhof-Phänomen

    Das Baader-Meinhof-Phänomen hat nicht viel mit den Taten der RAF zu tun. Zwar sind sowohl Andreas Baader und Ulrike Meinhof Namensgeber des Phänomens, trotz allem haben sie inhaltlich nichts mit dem Phänomen zu tun. Was es mit dem Baader-Meinhof-Phänomen stattdessen auf sich hat und wie du es für dein Unternehmen nutzen kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

    Das Baader-Meinhof-Phänomen – Kognitive Verzerrungen

    Beim Baader-Meinhof-Phänomen handelt es sich um eine kognitive Verzerrung, die erstmals vor etwa 20 Jahren gehör fand. Beim Phänomen geht es kurzum darum, dass der subjektive Eindruck entsteht, dass ein Thema, das erst jetzt sehr relevant scheint, plötzlich überall auftaucht. Das ist dir mit Sicherheit auch schon passiert!

    Falls dir gerade kein Beispiel einfällt, hätte ich eines für dich:

    Nachdem du beschlossen hast, dass du ein neues Auto kaufen möchtest, scheinen plötzlich überall Anzeigen für Autos aufzutauchen, sei es im Fernsehen, auf Plakaten oder in Zeitschriften. Während du zur Arbeit fährst, bemerkst du, wie viele verschiedene Automarken und Modelle auf der Straße unterwegs sind, von denen du vorher keine Notiz genommen hast. Selbst deine Freunde und Familie fangen plötzlich an, über Autos und ihre eigenen Autokaufpläne zu sprechen, obwohl sie das Thema zuvor selten angesprochen haben.

    Stell dir vor, du möchtest Klavier spielen lernen. Plötzlich hörst du überall Klaviermusik – in Cafés, Geschäften und sogar in Filmen. Du bemerkst, dass viele Leute in deiner Umgebung über das Klavierspielen reden oder es selbst tun, obwohl dir das vorher nicht so bewusst war. Beim Surfen im Internet siehst du plötzlich Anzeigen für Klavierlehrer, Online-Klavierkurse und Klaviere zum Verkauf.

    Phänomen oder Mysterium?

    Zugegeben – das Phänomen hat mich selbst schon zig Mal vom Hocker gehauen. Die aufeinander folgenden Ereignisse haben einen merkwürdigen, fast schon mystischen Beigeschmack. Natürlich handelt es sich hierbei tatsächlich um Dinge, die eher ungewöhnlich und nicht alltäglich sind. Dass Charthits, oder politische Krisen nicht zum Phänomen gezählt werden, liegt an der alltäglichen Häufung der Themen.

    Was manche Menschen mit Sicherheit als Spielerei des Schicksals oder Zufall betiteln würden, ist tatsächlich eine Veränderung bzw. Verzerrung der kognitiven Wahrnehmung. Unser Gehirn filtert bis zu 90 % der auf uns einprasselnden Eindrücke aus. Nur eine kleine, für uns interessant scheinende Anzahl von Informationen dringen tatsächlich zu uns durch. Findet nun ein neues Thema den Weg zu unserem Interesse, so wird der Filter für dieses Thema abgestellt.

    Andreas Baader und Ulrike Meinhof

    Wie kam es jedoch zum speziellen Namen des Phänomens? Die Erklärung ist simpel und doch eindrucksvoll. Ein Mann namens Terry Mullen soll vor etwa 20 Jahren das Phänomen als „Baader-Meinhof-Phänomen“ betitelt haben. Der Redakteur einer Tageszeitung aus Minnesota schrieb, dass ihn die berüchtigten Terroristen schier gar „verfolgt“ haben. Wo auch immer er unterwegs war, wurde von den beiden berichtet.

    Beim Baader-Meinhof-Phänomen handelt es sich also kurzum um eine kognitive Verzerrung, die ein vermehrtes Auftreten eines Themas oder Gegenstandes suggeriert.

    Die Frequency Illusion

    Wie kann das Baader-Meinhof-Phänomen erklärt werden? Klar ist, dass unser Gehirn die Fähigkeit hat, verschiedene Muster fast perfekt zu erkennen. In Tausenden von Angeboten wählt es selektiv aus, welche Informationen von uns schlussendlich wahrgenommen werden sollen. In der Regel fällt uns diese Selektion nicht auf. Beim Baader-Meinhof-Phänomen lenkt unser Gehirn jedoch seine Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Phänomen, wodurch uns die permanente Präsenz des Themas bewusst wird. Auf einmal konfrontieren uns die unterschiedlichsten Quellen damit.

    Ein weiterer, vor allem im englischsprachigen Raum, bekannter Begriff für das Phänomen ist die sogenannte Frequency Illusion – zu Deutsch: Frequenzillusion. Dieser Begriff beschreibt, dass es beim Baader-Meinhof-Phänomen um die Frequenz geht, in der Informationen zu einem bestimmten Thema auf uns einregnen.

    Der kognitiven Verzerrung auf der Spur

    Ich möchte der kognitiven Verzerrung weiter auf den Grund gehen. Bei meiner Recherche bin ich auf einen Beitrag gestoßen, der sich etwas genauer mit der Verzerrung beschäftigt. Die Wirkung des Phänomens hängt schließlich von einigen psychologischen Prozessen ab, die ich im Folgenden genauer beleuchten werde.

    Die selektive Aufmerksamkeit

    Die selektive Aufmerksamkeit ist unabdingbar und schon fast überlebensnotwendig. Den ganzen Tag werden wir mit Informationen bombardiert, die unser Gehirn für uns filtert. Wann jedoch, setzt der Filter aus? Wann entscheidet unser Gehirn, Informationen durchzulassen? Hier kommt es auf Wiederholung an, auf die Frequenz der Information, die auf uns einströmt. Werden wir vermehrt einem Reiz ausgesetzt, so hält unser Gehirn die Information für notwendig. Der Reiz wird uns durch den Prozess der selektiven Aufmerksamkeit zum ersten Mal bewusst. Ob wir mit einer anderen Person darüber sprechen, oder uns selbst informieren – sobald wir aktiv anfangen, über ein Thema oder einen Gegenstand, eine Person nachzudenken, wird die Information als potenziell relevant eingestuft. Dieser Prozess ist dir möglicherweise unter dem Namen Priming bekannt. Da unser Gehirn nun der Meinung ist, dass die Information relevant ist, filtert sie diese nicht mehr heraus.

    Confirmation Bias

    Ein weiterer Prozess, der am Phänomen teilhat, ist der Confirmation Bias. Hier geht es darum, dass unsere persönliche Haltung zu etwas oder jemandem bestätigt wird (eng.: to be confirmed). Unsere Haltung, unser Urteil und möglicherweise auch Vorurteil sorgt dafür, dass wir Informationen (unbewusst) so filtern, dass diese unsere Einstellungen bestätigen. Haben wir also beispielsweise das Gefühl, dass wir oft mit etwas konfrontiert werden, oder eben öfter, als sonst, so täuschen wir uns möglicherweise selbst.

    Social Proof

    Beim Social Proof geht es um die Rolle der sozialen Bestätigung. Vor allem in Bezug auf das Baader-Meinhof-Phänomen ist Social Proof ein wichtiger Indikator: Je mehr Menschen von einem Thema sprechen, je größer beispielsweise die Nachfrage nach einem Produkt ist, desto eher wirkt sich die allgemeine Meinung auf uns und auf unsere Betrachtung des Themas oder Produkts aus. Aus diesem Grund spielen Bewertungen, Kommentare und Likes eine große Rolle.

    Mere Exposure Effekt

    Beim Mere Exposure Effekt, also dem Effekt der Darbietungshäufigkeit, interpretiert unser Gehirn das vermehrte Auftreten einer Information als positiver. Das bedeutet, dass wir, je häufiger wir etwas wahrnehmen, die vorerst neutrale Bewertung immer positiver werden kann. Produkte und Dienstleistungen, bei denen wir das Gefühl haben, dass sie uns immer wieder über den Weg laufen, werden automatisch positiver bewertet. Dieser Prozess läuft jedoch unterbewusst ab. Ich schätze, dass diese Wirkung in dem Moment nachlässt und vielleicht sogar ins Gegenteil um schwingt, in dem wir das Gefühl haben, schier verfolgt zu. Die Strategie des Mere Exposure Effekts kann tatsächlich zur Kundeschafts-Gewinnung beitragen, jedoch sollte sie nicht übertrieben werden. Vor allem beim Push-Marketing kann es schnell dazu kommen, dass Menschen diese Art des Marketings eher als aufdringlich empfinden.

     

    Das Baader-Meinhof-Phänomen im Content-Marketing

    Es gibt nun verschiedene Wege, das Baader-Meinhof-Phänomen für dein Content-Marketing zu nutzen. Wie im Punkt Mere Exposure Effekt beschrieben, sollte die Art und Weise der Nutzung jedoch gut durchdacht und umgesetzt werden. Ein zu aufdringliches Verhalten schreckt potenzielle Kundschaft eher ab und kostet dich am Ende nur wertvolles Budget.

    1. Themenrecherche und Trendanalyse: Indem du Trends identifizierst und in deine Inhalte integrierst, schaffst du die Möglichkeit, dass deine Zielgruppe diesen Trend erkennt und dann öfter darauf stößt. Wenn sie das Thema einmal wahrgenommen haben, werden sie es wahrscheinlich öfter bemerken, was dem Baader-Meinhof-Phänomen entspricht.
    2. Konsistente Verwendung von Schlüsselbegriffen: Durch die regelmäßige Verwendung von bestimmten Begriffen in deinen Inhalten, die im Trend liegen oder relevant für deine Zielgruppe sind, erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, dass sie diesen Begriff später auch außerhalb deiner Inhalte bemerken. Dies verstärkt den Effekt des Baader-Meinhof-Phänomens.
    3. Content-Diversifikation: Wenn du verschiedene Arten von Inhalten produzierst, die alle auf dasselbe Thema oder dieselben Schlüsselbegriffe einzahlen, schaffst du mehr Berührungspunkte mit deiner Zielgruppe. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Thema öfter bemerken und dem Baader-Meinhof-Phänomen unterliegen.

    Zusammenfassung

    Das Baader-Meinhof-Phänomen ist eine kognitive Verzerrung, die den subjektiven Eindruck erzeugt, dass ein neu wahrgenommenes Thema plötzlich überall auftaucht. Dieses Phänomen kann für Unternehmen im Content-Marketing genutzt werden. Es basiert auf der selektiven Aufmerksamkeit des Gehirns, dem Confirmation Bias, Social Proof und dem Mere Exposure Effekt.

    Im Content-Marketing wird das Baader-Meinhof-Phänomen durch Trends und Schlüsselbegriffe, die regelmäßig in verschiedenen Arten von Inhalten integriert werden, verstärkt. Eine gründliche Themenrecherche und Trendanalyse sowie die konsistente Verwendung relevanter Begriffe erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die Zielgruppe diese Themen öfter wahrnimmt und dem Phänomen unterliegt. Die Diversifizierung des Contents verstärkt diesen Effekt weiter.